Handwerkskoalitionen Historie und Heute.

14.01.15

Wie in allen anderen Handwerksberufen gab es auch bei den Dachdeckern geschichtlich einige Veränderungen und Umstrukturierungen im Verbundsleben und deren Entwicklungen, wieso dann auch die Innungen und Handwerkskammern entstanden. Manchmal direkt manchmal eher über Umwege aber doch meist ähnliche Strukturen abzeichneten. Dieser Bericht soll einen Rückblick vom späten Mittelalter zur Neuzeit aufzeigen und ein Bild zur Geschichte des Handwerks in Deutschland vermitteln, auch für unsere französischen Freunde, die wir nie vergessen. Im Heiligen Römischen Reich aber auch in anderen Länder dem uns heute bekannten Europa schlossen sich um das 13. Jh., Handwerker zu hierarischen Verbänden zusammen. Diese Zusammenschlüsse dienten in erster Linie der Sicherung einer ausreichenden Erwerbsmöglichkeit für jeden Zunftmeister und hatten damit eine Monopolisierung aber auch eine gewisse Sicherheit der Gesellen zur Folge. Neben dem herrschten derweilen strenge Regeln die dem hierarischem Wesen der Meisterladen zuzulegen sind, aber wohl auch den zünftigen Statuten der jeweiligen Zunft. So war der Lehrling das unterste Glied der internen Zunftgemeinschaft. Diese hatten sich den Meistern aber auch deren Meisterinnen zu unterwerfen. Die Einhaltung der Regeln war auch unter der Kontrolle der Gesellen zu überwachen, welche jedoch auch strengen Sitten unterlagen. Zudem war es zu dieser Zeit üblich, dass die Lehrlinge in den Räumlichkeiten des Meisters untergebracht waren. Darüber hinaus wurde unter anderem von ihnen verlangt "(...) auch der Meisterin zu Hause gehorsam sein, die Arbeit sei wie sie wolle". Was das jedoch genau im Detail gewesen sein konnte überlassen wir unserer Fantasie.

Einen tiefen Einschnitt in das Zunftleben und damit auch die Ankündigung des Untergangs der Zünfte und deren Ordnungen ereignete sich durch den napoleonischen Krieg und der damit folgenden Besetzung. Das durch das napoleonische Kaiserreich, umstrukturierte Verwaltungs- und Rechtsystems hob die Zunftrechte auf. Diese Lage blieb auch ab 1815 vorerst unter preußischer Herrschaft bestehen. Aber schon bald wurde offensichtlich das es untragbar war wenn jedermann Häuser bauen und Dächer decken durfte. Unfälle und Hausschäden häuften sich. Mit dieser Einsicht bekamen die Zünfte wieder ihre Aufgaben als Institutionen der Qualität und Stabilisierung der gewohnten Bauwirtschaft. Vorerst, denn 1869/71 gab es die endgültige Reformation der handwerklichen Wirtschaft. Mit dieser Reform wurde es jedem gestattet ein Gewerbe anzumelden. Zu dieser Zeit war es nun den Gesellenverbindungen unter anderem auch den „fremden Zimmergesellen“ gestattet eine Existenz zu haben, welche vorerst von den Meisterbündnissen unterdrück wurden. Zu dieser Zeit lag die Wanderschaft bei den jungen Handwerkern wieder voll im Trend und viele fuhren freiwillig in die Fremde. Was nebenbei auch zu erwähnen wäre ist, das es eine solche Trennung wie wir sie zwischen Gesellen, Zünften und staatlichen Institutionen erlebt haben es nicht in Frankreich gegeben hat. Was wohl auch die Compagnonnage beeinflusst hätte.

Im frühen 20. Jh. reorganisierten sich wieder einmal die Handwerksbetriebe zu den heute uns bekannten Handwerkskammern. Mit vereintem Willen wurde durch Forderungen an den Reichsapperat eine Rechtlichkeit durchgesetzt welche wieder mit der Qualitätssicherung begründet war. Wie es da wären; die Regelungen einer einheitlichen Lehrzeit und der Strukturierung von Fachregeln. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gab wieder einen Umwurf der aktuellen Positionen der Kammern. Die Handwerkskammern, deren Selbstverwaltung sofort nach Änderung der politischen Situation beseitigt wurde, wurden ab 1942 gemeinsam mit den Handelskammern zu Gauwirtschaftskammern zusammengefasst. Hier wurde wieder der Meisterbrief, der große Befähigungsnachweis, eingeführt, welcher bis heute besteht. Die Kriegswirren bewirkten anschließende Versuche eine neue Regelung zu finden. Nach dem Sturz des Regimes bestand eine ausnahmslose Gewerbefreiheit welche ab 1949 mit einer einfachen unkomplizierten Anmeldung bescheinigt wurde. Diese Freiheit wurde jedoch 1953 mit Verabschiedung der Handwerksordnung wieder eingeschränkt. Eine immer größer werdende Ablehnung der herkömmlichen Regelungen veranlasste ein Nachdenken zu einem Regulierungsbeschluss zur Liberalisierung der Gewerbefreiheit im Sinne der europäischen Markwirtschaft. Dies wurde jedoch von der deutschen Opposition abgelehnt. Ein Kompromiss wurde gefunden, in dem vor allem für rare und weniger einträchtige Gewerbe grünes Licht gegeben wurde. Dort wurde die Meisterpflicht 2003 aufgehoben. Wir sollten aber auch nicht vergessen das wir unsrem heutigen in der ganzen Welt geschätzten Qualitätsstandart, „made in Germany“ auch solchen Regelungen zu verdanken haben.

r. frd. Sch. Motschiedler, Norman aus Bremen

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